PSI-Psychoanalytisches Seminar Innsbruck

VERANSTALTUNGEN/VORTRÄGE WinterSEMESTER 2025 (offen für Gäste) 

08.10.2025 | 19:00 – 20:30 Uhr

VORTRAG

ZUR WEIBLICHEN MELANCHOLIE IN DER MIGRATION: INTERPRETATIONEN AUS DEM TÜRKISCH-MUSLIMISCHEN KULTURRAUM MIT EINER FALLVIGNETTE

Der Vortrag über die Melancholie in Verbindung mit Migration, Weiblichkeit und der türkischen Kultur bildet eine Weiterführung der emotionalen Denkprozesse über diesen tiefgreifenden Themenkomplex. Während die Melancholie im ersten Artikel On female melancholia in migration aus islamischer, medizinhistorisch-türkischer, künstlerischer und psychoanalytischer Perspektive betrachtet und eine Falldarstellung einer melancholischen Migrantin mit einer Essstörung vorgestellt wurde, so wird die Melancholie in diesem Teil II zunächst aus der interkulturellen Sagenwelt heraus diskutiert. Darauf folgt eine Annäherung an die Melancholie in Beziehung zum Konzept des Todestriebes. Den Kern des Vortrages bilden Szenen aus der Fallgeschichte einer schwer melancholischen Heiratsmigrantin aus der Türkei. Der Tod und die Vergänglichkeit als Drehpunkte ihres (un)bewussten Konfliktes haben sie von innen heraus umzingelt und bestimmen die Melodie unserer psychoanalytischen Reise. Dabei werden die kreativen und unbewussten Prozesse in der Arbeit mit ihren Träumen nachgezeichnet, deren unheimlicher und nostalgischer Schimmer der Melancholie nach und nach in den psychoanalytischen Raum eindringt. Gegenübertragungsträume sowie -assoziationen der Analytikerin werden ebenfalls in die Falldarstellung integriert.

Die Vorab-Lektüre des ersten Artikels On female melancholia in migration. Interpretations from Turkish-Muslim culture with a case vignette (2024) im International Forum of Psychoanalysis (open access) wird empfohlen, kann aber auch zur Nachlese herangezogen werden.

Zur Person: Hale Usak ist Psychoanalytikerin, Klinische und Gesundheitspsychologin, Erziehungswissenschafterin und  seit 2013 Lehrbeauftragte der Universität Innsbruck.

09.01.2026 |19:00 – 20:30 Uhr

VORTRAG

ÜBERTRAGUNGSMUSTER BEI PERSÖNLICHKEITS-STÖRUNGEN – IMPLIKATIONEN FÜR DIE THERAPEUTISCHE PRAXIS

Die unbewusste Neigung von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, sich selbst und andere im sozialen Miteinander immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen, löst bei Helfern regelmäßig heftige Gefühle aus, die von kaum erträglicher Hilflosigkeit und Ohnmacht über Angst bis hin zu heftigem Ärger, Wut und Hass reichen können. Aber auch das Gegenteil ist der Fall. Unrealistische Rettungsfantasien und das erhebende Gefühl therapeutischer Allmacht sowie von Exklusivität und Besonderheit des therapeutischen Kontakts sind nicht selten. Diesen oft intensiven Gegenübertragungsreaktionen liegen prototypische Übertragungsmuster zugrunde, die rasch und unmittelbar im therapeutischen Kontakt aktiviert werden. Sie dienen nicht nur der Regulierung einer fragilen psychischen Homöostase, sondern spiegeln auch die innere Weltsicht dieser Patienten wider. Um die eigene Denkfähigkeit aufrechtzuerhalten und die therapeutische Neutralität nicht durch GegenAgieren dauerhaft zu gefährden, ist es sinnvoll, sich mit diesen prototypischen Übertragungsdispositionen und ihren Auswirkungen auf den therapeutischen Kontakt vertraut zu machen. Anhand von Fallvignetten werden beispielhaft die psychopathische, paranoide, narzisstische, depressiv-masochistische und schizoide Übertragung illustriert. Ein besseres psychodynamisches Verständnisdieser „Übertragungsinszenierungen“ ist unerlässlich, um strukturelle Reifungs- und Integrationsschritte im Rahmen einer Therapie zu ermöglichen.

Zur Person: Petra Holler ist Psychologische Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin (DGPT), Lehranalytikerin, Supervisorin (BLÄK), Dozentin und Supervisorin in Übertragungsfokussierter Psychotherapie für Persönlichkeitsstörungen TFP (ISTFP) Weiterbildungsleiterin TFP-Institut München e.V.

21.01.2026 | 19:00 – 21:15 Uhr

FILMABEND

NOMADLAND (US 2020) Buch und Regie: Chloe Zhao, 108 Min.

Moderation: Mag.a Diana Büttgen

Der semifiktionale Film Nomadland erzählt die Geschichte von Fern, einer Frau in ihren Sechzigern, die nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch ihrer Heimatstadt in Nevada alles verliert. Nach dem Tod ihres Mannes lebt sie fortan in einem Van und reist als moderne Nomadin durch den Westen der USA. Sie nimmt Gelegenheitsjobs an – etwa bei Amazon oder als Erntehelferin – und trifft auf eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die freiwillig oder aus Notwendigkeit außerhalb des traditionellen Systems leben. Der Film zeigt auf ruhige, einfühlsame Weise die Einsamkeit, Freiheit und Würde dieses Lebensstils. Nomadland basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von Jessica Bruder: Nomadland: Surviving America in the Twenty- First Century (Nomaden der Arbeit: Überleben in den USA im 21. Jahrhundert ).

VERANSTALTUNGEN/VORTRÄGE SommerSEMESTER 2026 (offen für Gäste)

04.03.2026 I 19:00

VORTRAG

TITEL WIRD NOCH BEKANNT GEGEBEN

Univ.-Prof. Dr. phil. Dipl.-Soz. Lutz Eichler

Zur Person: Lutz Eichler ist Sozialwissenschaftler, tiefenpsychologisch orientierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Professor an der Universität Innsbruck.

20.03.2026 I 19:00

VORTRAG

DER MORD AM INNEREN OBJEKT. TÖTUNGS- UND SELBSTTÖTUNGSFANTASIEN IN DER PSYCHO-DYNAMIK SUIZIDALER AKTEURE

In diesem Vortrag wird herausgearbeitet, dass die psychoanalytisch orientierte Suizidologie, an Freuds Arbeit „Trauer und Melancholie“ anknüpfend, nicht nur den komplexen Zusammenhang von Auslöser und unbewusste Konfliktthematik des Suizidalen differenziert, sondern mittels der genuin psychoanalytischen Technik der Übertragungs- und Gegenübertragungsanalyse die Tiefendimension der bewussten und unbewussten Fantasien der suizidalen Dynamik auszuloten vermag. Auf diese Weise lässt sich der rasante Wechsel von Tötungs- und Selbsttötungsfantasien plastisch untersuchen, der pointiert in Freuds SuizidFormel vom Mord am inneren Objekt zum Ausdruck kommt.

Zur Person: Benigna Gerisch ist Diplom-Psychologin, systemische Familientherapeutin und Psychoanalytikerin (DPV/IPA/DGPT Psychoanalytischen Universität Berlin.